Bushaltestellen-Projekt
"Varian Fry" 2004

 

Haltet inne
Die Bushaltestelle in der Varian-Fry-Straße

Wer war Varian Fry? (1907-1967)

Im August 1940 beauftragte das "Emergency Rescue Committee" (ERC) den US-Journalisten Varian Fry nach Frankreich zu fahren. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht gründete eine Gruppe von engagierten Amerikanern das ERC, um bekannte Intellektuelle zu retten. Fry trug eine Liste mit 200 Namen bei sich. In Frankreich angekommen, meldeten sich jedoch tausende Hilfesuchende bei ihm. Innerhalb von 13 Monaten verhalf Fry über 1.500 Menschen zur Flucht aus Südfrankreich.
Unter ihnen waren die Maler Marc Chagall und Max Ernst und die Philosophin Hannah Arendt. Fry wurde im September 1941 aus Frankreich ausgewiesen. Nach seiner Rückkehr in die USA wurden seine Verdienste weder während noch nach dem 2. Weltkrieg jemals anerkannt. Er starb 1967. 1996 erhielt Varian Fry die höchste Auszeichnung des Staates Israel. Zu seinen Ehren wurde ein Olivenbaum in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gepflanzt.

 
1935 war Varian Fry für kurze Zeit als Reporter in Berlin. Das Foto entstand auf einem Balkon am Kurfürstendamm.

Photo: United States Holocaust Memorial Museum Washington

Nach der deutschen Einheit begann Mercedes Benz mit dem Bau eines neuen Stadtteils an der Stelle des früheren Potsdamer Platzes westlich der ehemaligen Berliner Mauer.

Ein Teil des Projekts war die Anlage neuer Straßen und die Festlegung von deren Namen. In diesem Zusammenhang hat der damalige Vorsitzender von Mercedes Benz, Edzard Reuter beschlossen, dass eine der Straßen den Namen "Varian Fry" haben sollte.

Der Schriftsteller Hans Sahl (1902-1993) war mit Edzard Reuter befreundet. Sahl war einer der Hunderten von Juden, denen Varian Fry 1941-42 das Leben rettete. Kurz vor seinem Tod bat Hans Sahl Edzard Reuter, sich darum zu kümmern, dass die Stadt Berlin Varian Frys in irgendeine Form gedenken sollte. Mit der Nennung einer Straße nach Varian Fry im Mercedes Benz Projekt am Potsdamer Platz erfüllte Reuter diesen Wunsch.

Mit dem Abschluss der Arbeiten am Potsdamer Platz 1998 richteten die Berliner Verkehrs Betriebe (BVG) eine neue Haltstelle beiderseits der Potsdamer Strasse an der Kreuzung Varian-Fry-Straße ein und nannten die Haltestelle "Varian-Fry-Straße".

Hans Wall errichtet seit vielen Jahren Wartehallen an Haltestellen in Berlin. Das Vermieten der Werbeflächen in den Hallen ist die Einnahmequelle seiner Firma. Da die neuen Gebäude am Potsdamer Platz Stadtgespräch in und außerhalb von Berlin sind, beschloss Hans Wall, seine modernste Wartehalle am Potsdamer Platz zu errichten.

Schon 1998 hatte Hans Wall mein erstes "HALTE INNE Projekt" in der Berliner Kurfürstenstrasse unterstützt. Dort erinnert nun eine Wartehalle an das 'Judenreferat' von Adolf Eichmann (siehe Link). Anfang 2004 nahm ich Kenntnis von der neu eingerichteten Haltstelle. Da ich von Varian Fry wusste, beschloss ich, mich nochmals an Hans Wall zu wenden mit dem Vorschlag, die Halle auch dafür zu verwenden Spaziergänger und Buspassagiere über Varian Fry und seine Taten in Marseille in den Jahren 1941-42 zu informieren.

Die von mir entworfenen Glastafeln zeigen ein Foto von Varian Fry und einen kurzen Text (siehe oben). Sie wurden an den beiden Haltestellen am 22. Juni 2004 durch Edzard Reuter eingeweiht. 


Ich möchte mich bei Hans Wall für Verständnis, Großzügigkeit und Unterstützung bedanken. Ich möchte Edzard Reuter ehren dafür, dass er den Wunsch von Hans Sahl erfüllt hat, Varian Frys zu gedenken. Ich möchte meinen Partner, das American Jewish Committee und deren Leiterin, Deidre Berger, für ihre starke Unterstützung bei der Realisierung des Projekts danken.

Ich hoffe, die Glastafeln werden dazu beitragen, die Erinnerung an einen großen Amerikaner zu bewahren und zu fördern!

Ronnie Golz

Berlin am 22. Juni 2004